Turnringe vs. Barren: Streckstütz und die Aktivierung der Muskulatur

Du möchtest wissen, wie sich der Streckstütz an Turnringen und Barren auf die Aktivierung deiner Muskulatur auswirkt? In diesem Blog-Artikel, der auf der Bachelorarbeit von Paul basiert und seine empirischen Untersuchungen zum Thema enthält, erfährst du alles Wissenswerte über die Grundposition im Turnen und wie sie deine sportlichen Fähigkeiten beeinflusst.

Falls du den folgenden Text als zu umfangreich empfindest oder lieber visuelle Erklärungen bevorzugst, haben wir auch ein Video für dich. Paul erklärt dir dort anschaulich die Grundlagen des Streckstützes im Turnen und die Unterschiede zwischen Ringen und Barren und wie er seine Studie dazu durchgeführt hat.

Du möchtest wissen, wie sich der Streckstütz an Turnringen und Barren auf die Aktivierung deiner Muskulatur auswirkt? In diesem Blog-Artikel, der auf der Bachelorarbeit von Paul basiert und seine empirischen Untersuchungen zum Thema enthält, erfährst du alles Wissenswerte über die Grundposition im Turnen und wie sie deine sportlichen Fähigkeiten beeinflusst.

Streckstütz im Turnen: Eine Studie zur Aktivierung der Muskulatur an Ringen und Barren

Streckstütz: Die Grundposition im Turnen 

Der Streckstütz ist eine wichtige Grundposition im Turnen, die sowohl an Turnringen als auch an Barren ausgeführt werden kann. Sie bildet die Basis für zahlreiche weitere Übungen und ist entscheidend für die Entwicklung einer soliden muskulären Sicherung, die Verletzungsrisiken minimiert.

Muskuläre Aktivierung: Turnringe vs. Barren 

Beim Streckstütz an Turnringen und Barren verbessern sich Stützkraft, Stabilität im Schultergürtel und Ganzkörperspannung. Diese Übung bildet die Grundlage für weitere Elemente wie Handstand, Winkelstütz und Felgaufschwung und fördert den Erwerb eines muskulären Grundniveaus.

Forschungsstand: Biomechanische Untersuchungen im Gerätturnen 

In der bisherigen Forschung liegt der Fokus auf anspruchsvollen Elementen und isometrischen Übungen wie dem Kreuzhang oder der Schwalbe. Dabei sind Basiselemente wie Handstand und Streckstütz von großer Bedeutung für das Verständnis der Techniken und die Sicherheit im Training.

Ziel der Studie: Vergleich von Streckstütz an Turnringen und Barren 

Die Studie von Paul untersucht die Muskelaktivität beim Streckstütz an Turnringen und Barren, um den Forderungen von Prassas et al. (2006) gerecht zu werden und einen Vergleich der Muskelaktivität des Streckstützes am Parallelbarren von Appell & Stang-Voss (2008) und des Streckstützes an den Ringen zu ermöglichen. Dabei wird ein besonderes Augenmerk auf die Interaktion zwischen Gerät und Athlet gelegt, um sowohl das Verständnis der Elemente und Techniken zu vertiefen als auch die Sicherheit im Training zu erhöhen.

Studienteilnehmer und Design

In dieser Studie nahmen 14 männliche Turner teil, die sowohl am Parallelbarren als auch an den Ringen Erfahrung hatten. Die Untersuchung fand in Halle 21 der DSHS Köln statt, da dort beide benötigten Geräte verfügbar waren. Die Teilnehmer unterzeichneten eine Einverständniserklärung und gaben Informationen zu Alter, Trainingsalter, Trainingspensum und eventuellen Verletzungen an.

Aufwärm- und Messvorbereitung

Bevor die Messungen begannen, wärmten sich die Athleten standardisiert auf, um die spezifischen Belastungsmuster zu berücksichtigen. Anschließend wurden Elektromyographie (EMG) Messungen durchgeführt, um die späteren Daten normalisieren zu können.

EMG-Messung während Streckstützübungen

Die Teilnehmer führten Streckstützübungen an Parallelbarren und Ringen aus, während ihre Muskelaktivität mithilfe von EMG gemessen wurde. Die Elektroden wurden an verschiedenen Muskeln der dominanten Seite der Sportler angebracht, um die Muskelaktivität während der Übungen zu erfassen.

Materialien und Vorbereitung

Für die Messung wurden kabellose Elektroden verwendet, die mit Klebestreifen auf der Haut angebracht wurden. Um Bewegungsartefakte zu reduzieren und die Haftung zu unterstützen, wurde zusätzlich ein Fixierband über die Elektroden geklebt.

Datenerhebung und statistische Analyse: Untersuchung der Muskelaktivität in verschiedenen Stützkonditionen

Die Datenerhebung erfolgte durch das Übertragen von Elektroden-Daten auf den Arbeitsrechner des Testleiters. Die EMG-Daten wurden normalisiert und mit Hilfe von spezieller Software analysiert und aufbereitet. Die statistische Analyse umfasste den t-Test für verbundene Stichproben, den Wilcoxon-Test sowie Vorab-Tests zur Prüfung der Normalverteilung. Die Untersuchung der Muskelaktivität ermöglichte die Prüfung der Hypothese, dass sich die Aktivität in verschiedenen Stützkonditionen signifikant unterscheidet.

Tabelle der Muskelaktivitätsunterschiede zwischen Streckstütz an Turnringen und Parallelbarren
 

MuskelGerät mit höherer Muskelaktivität SignifikanzEffektgröße (d)
M. pectoralis majorRingep < .0011.59
M. serratus anterior Ringep = .001.32
M. deltoideus p. clav.Ringe (nicht signifikant)p > .11-
M. deltoideus p. spin.Ringe (nicht signifikant)p > .36-
M. infraspinatusRinge (nicht signifikant)p > .11-
M. latissimus dorsiRingep = .001.36
M. trapezius transv.Parallelbarrenp > .0021.45
M. trapezius ascend.Parallelbarrenp > .0011.54

Die Tabelle zeigt die Ergebnisse der Studie in einer leicht verständlichen und übersichtlichen Form. Es werden die Muskeln, das Gerät mit der höheren Muskelaktivität, die Signifikanz und die Effektgröße dargestellt. Dabei sind signifikante Ergebnisse hervorgehoben, während nicht signifikante Unterschiede entsprechend gekennzeichnet sind.

Studie zur Muskelaktivität im Streckstütz an Ringen und am Parallelbarren: Ergebnisse und Erkenntnisse

Die Studie untersuchte die muskuläre Aktivität im Streckstütz am Parallelbarren und an den Ringen. Fünf der acht untersuchten Muskeln zeigten signifikante Unterschiede in ihrer Muskelaktivität. Die Ergebnisse zeigten, dass der Streckstütz an den Ringen eine höhere Muskelaktivität in den Muskeln M. pectoralis major, M. serratus anterior und M. latissimus dorsi aufwies, während der Streckstütz am Parallelbarren eine höhere Muskelaktivität in den Muskeln M. trapezius transversa und M. trapezius ascendens aufwies. Die Studie schlägt vor, dass die Pendelaufhängung der Ringe zu den Unterschieden in der Muskelaktivität führen könnte und dass die Muskelaktivität des M. serratus anterior bei der Stabilisierung der Schulterblätter im Streckstütz an den Ringen eine wichtige Rolle spielt. Eine frühere Studie, die den Handstand an Parallelbarren, Ringen und Boden untersuchte, zeigte ähnliche Ergebnisse und deutet darauf hin, dass eine Shoulder-Strategy beim Streckstütz an den Ringen und eine Wrist-Strategy beim Streckstütz am Parallelbarren zur Ausbalancierung genutzt wird.

Limitationen und Kritikpunkte der Studie

Die Messung der Muskelaktivität im Stütz an den Ringen

Bei der EMG-Messung traten bei der Messung der Muskelaktivität im Stütz an den Ringen zwei Werte auf, die höher waren als die vorgegangenen MVIC-Messungen und so zu einer prozentualen Muskelaktivität von über 100% führten. Diese zwei Messungen waren eine Messung des M. pectoralis major mit 111% und eine Messung des M. latissimus dorsi mit 106% im Streckstütz an den Ringen. Es wird vermutet, dass die zu geringen Werte in den MVIC-Messungen auf eine schlechte Ausführung bzw. schlechte Ansteuerung der zu aktivierenden Muskelgruppe der MVIC-Tests zurückzuführen sind. In den Testungen zur Findung des geeigneten MVIC-Tests trat dieses Problem nicht auf. Dies bestärkt die Vermutung, dass eine schlechte Ansteuerung und Ausführung in den MVIC-Tests die Ursache sein könnten. Des Weiteren kann die Instabilität der Ringe dazu beigetragen haben, dass bei kurzen Ausgleichsbewegungen enorme Kräfte in M. pectoralis major und M. latissimus dorsi hervorgerufen wurden.

Nicht gemessene Muskelaktivität des M. rhomboideus und des M. pectoralis minor

Der M. rhomboideus und der M. pectoralis minor spielen eine entscheidende Rolle in der Stabilisation der Schulterblätter. Allerdings war es aufgrund der Technologie nicht möglich, die Muskelaktivität dieser beiden Muskeln sicher mit Oberflächen-Elektroden zu erfassen. Für eine sichere Erfassung der Aktivität dieser Muskeln müssen Fine-Wire-Elektroden eingesetzt werden, die der Studienleitung jedoch nicht zur Verfügung standen. Daher musste von einem Messen dieser Muskelgruppen abgesehen werden.

Begrenzte Anzahl von Oberflächen-Elektroden

Zudem standen der Studienleitung nur acht Oberflächen-Elektroden zur Verfügung. Damit eine ausführliche Betrachtung der Oberkörpermuskulatur gewährleistet sein konnte, wurden diese acht Elektroden dort befestigt. Es musste von einer Betrachtung und Messung der Muskulatur der Ober- und Unterarme abgesehen werden. Eine zweite Messung für Ober- und Unterarme wurde nicht durchgeführt, um die Dauer der Intervention nicht zu verdoppeln und den Prozess für die Probanden nicht unangenehmer zu gestalten.

Die Bedeutung der Adduktoren im Streckstütz an den Ringen: Empfehlungen für Fitness und Turnen

Die Studie zeigt, dass bei der Ausführung des Streckstützes an den Ringen die Adduktoren des Armes eine wichtigere Rolle spielen als die Rotatorenmanschette. Für Freizeitsportler im Bereich Fitness und Calisthenics ist es empfehlenswert, die großen Muskelgruppen des Oberkörpers, insbesondere den M. latissimus dorsi und den M. pectoralis major, zu stärken. Im Turnen können die Ergebnisse der Studie beim Winkelstütz angewandt werden, da dieser oft allgemeine Fehlerbilder zeigt. Eine weitere Möglichkeit, neben dem verstärkten Üben des Streckstützes, könnte eine Kräftigung der beiden starken Adduktoren M. pectoralis major und M. latissimus dorsi sein. Optimal wäre eine Ausführung der Übungen an den Ringen, um das zeitlich bereits sehr ausgelastete Turntraining effektiv und zeiteffizient gestalten zu können. In anknüpfenden Forschungsvorhaben könnten Differenzen zwischen der Muskelaktivität in Ober- und Unterarmen im Streckstütz am Parallelbarren und an den Ringen sowie Untersuchungen weiterer Kraftelemente zwischen Ringen und Parallelbarren untersucht werden.

Insgesamt zeigt die Studie, dass der Streckstütz an den Ringen eine effektive Möglichkeit ist, um die Stützmuskulatur des Oberkörpers zu stärken. Die Ergebnisse der Untersuchung können nicht nur für Turner, sondern auch für Freizeitsportler im Bereich Fitness und Calisthenics von Bedeutung sein. Besonders wichtig ist es, die großen Muskelgruppen des Oberkörpers, wie den M. latissimus dorsi und den M. pectoralis major, zu trainieren. Auch bei Fehlern im Winkelstütz und Handstand an den Ringen können gezielte Übungen und eine Stärkung der richtigen Muskeln Abhilfe schaffen. Durch ein gezieltes und effektives Training an den Ringen können Sportler ihre Stützmuskulatur verbessern und ihre Leistung steigern.

In folgendem Video findest du noch mehr Inhalte über den Vergleich zwischen Ringen und Barren:

Wir hoffen, dass dir diese kurze Zusammenfassung von Pauls Bachelorarbeit einen Mehrwert bieten konnte und dich neugierig auf das Thema gemacht hat. Bitte beachte, dass die Inhalte dieses Blog-Artikels stark komprimiert wurden, um eine verständliche und prägnante Darstellung zu gewährleisten. Bei Interesse an weiterführenden Informationen und detaillierten Ergebnissen der Studie empfehlen wir die Lektüre der vollständigen Arbeit.

Literaturverzeichnis der Bachelorarbeit

Autor(en)JahrTitel
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Bessi2009Materialien für die Trainerausbildung im Gerätturnen – 1. Lizenzstufe
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Konrad2011EMG-FIBEL. Eine praxisorientierte Einführung in die kinesiologische Elektromyographie
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Myers2014Anatomy Trains. Myofasziale Leitbahnen für Manual- und Bewegungstherapeuten
Prassas1999Biomechanical research in gymnastics: what is done, what is needed
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